HINTERGRUND: Äußere Einflüsse erschweren Trainern die Arbeit „
Ich bin nicht Herr über meine Saisonplanung.“ Peter Liepolt brachte beim Trainer-„Kamingespräch“ das auf den Punkt, was auch seine Kollegen immer wieder aus unterschiedlichen Gründen beklagten. Im konkreten Fall der Auerbacher Volleyballerinnen: „Wenn die Hallen bis Ende August geschlossen sind, kann ich nicht trainieren wie ich will, um meine Mannschaft nach meinen Vorstellungen auf den
Saisonstart vorzubereiten.“
Mehr noch: Kaum hat die Saison angefangen, sind die Hallen wegen der Herbstferien schon wieder zwei Wochen geschlossen. „Da wird jede Trainingslehre ad absurdum geführt“, klagt Liepolt, der daher oft Pragmatiker sein muss: „Ich kann nicht ballbezogen arbeiten. Deshalb muss ich mir Alternativen ausdenken, wie zum Beispiel verletzungspräventives Training.“
Mehr Hallenzeiten in den Ferien wünscht sich auch Christian Roth aus dem Lager der Bensheimer VfL-Basketballer: „Bensheim ist eine Sportstadt. Da könnte doch eine Halle für alle Vereine in den Ferien offen bleiben. Das Argument, dass es schon immer so war, verstehe ich nicht.“ Auch Hinweise auf die Arbeitszeiten und die festen Zuständigkeiten der Hausmeister scheinen nicht nachvollziehbar. Ungläubig hatte Thomas Friedrich, selbst Tischtennis-Trainer, im Bergsträßer Anzeiger den Bericht über einen Bensheimer Tischtennisverein gelesen, dem abends während des Ballwechsels in einem Punktspiel das Licht ausgeschaltet wurde, weil die Hallenzeit zu Ende war.
Terminplan „von oben“
Die Hallenbelegung ist nicht der einzige äußere Einfluss, der das Training erschweren kann. So halten die Fußballer traditionell an ihrem Saisonbeginn Anfang August fest, obwohl das die Haupturlaubszeit nicht nur für junge Familien ist. Viele Spieler steigen daher unvorbereitet – mit allen damit verbundenen gesundheitlichen Risiken – in den Spielbetrieb ein. Ein Opfern der schon wiederholt in die Diskussion geratenen Winterpause wäre ein sinnvoller Lösungsansatz. Denn wann im Winter genau kein Spielbetrieb möglich ist und wann die Plätze in einem guten Zustand sind, kann niemand vorhersagen.
Nicht viel anders sieht es bei der Hallensportart Tischtennis aus, in der der Verband – wie (nicht nur) bei den Fußballern – einen Rahmenspielplan vorgibt, an den sich alle halten müssen. „Für Spieler in unteren Klassen ist die Saison oft zu kurz und die Pause zu lang, weil sie nicht so viele zusätzliche Wettbewerbe wie die besseren Spieler aus höheren Klassen haben“, regt Thomas Friedrich eine Sommerrunde an, wie sie manche Kreise schon für Freizeitsportler anbieten.
Denn er hat eine Philosophie, die auch seine Kollegen teilen: Das Training darf nicht nur auf die Wettkampfzeit oder eine einzige Saison ausgerichtet sein. Es sollte den Sportler mittelfristig auf einem ganzen Lebensabschnitt begleiten. Und darüber hinaus: „Wenn die Leute im Training sind, bleiben sie fit. Wenn sie aber einmal mit dem Sport aufhören, fangen die Probleme meistens an“, setzt Friedrich auf umfassende gesundheitliche Überzeugungsarbeit, die im alltäglichen Trainingsbetrieb beginnt.
Quelle:
Bergsträsser Anzeiger, 31.7.2004
(kr )
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