BENSHEIM. Die Stadtverordnetenversammlung hat den Magistrat im Dezember vergangenen Jahres mit der Erstellung eines Gesamtkonzeptes für das Weiherhausstadion beauftragt. Im Wesentlichen geht es hierbei um den Bau einer wettkampftauglichen Sporthalle und eine Neuordnung der Flächen, die aktuell mit Funktionsgebäuden – das heißt Umkleideräumen und sanitären Einrichtungen – belegt sind. Dies ergab sich aus den Empfehlungen des Sportentwicklungsplanes, wurde aber auch schon Vereinsvertretern vehement gefordert (wir haben berichtet).
Umkleiden müssen saniert werden
In seiner jüngsten Sitzung hatte sich jetzt der Bau-, Umwelt und Planungsausschuss mit diesem Thema zu befassen. Bisher besteht im Bereich des Weiherhauses noch kein Bebauungsplan. Um die zukünftige städtebauliche Entwicklung steuern zu können, soll ein solcher – wie auch von der Bauaufsicht des Kreises gefordert – aber nun aufgelegt werden.
Die wettkampftaugliche Sporthalle soll nördlich an die bestehende Halle angebaut werden, erläuterte Erster Stadtrat Helmut Sachwitz im Ausschuss die Planungen. Mit der Lösung will die Verwaltung „zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen“, da die bestehenden Umkleideräume marode sind und durch den Neubau gleich mitersetzt werden könnten. „Für die Sanierung der sanitären Anlagen wurden vor fünf Jahren 1,1 Millionen Euro veranschlagt“, berichtete Sachwitz. Diese Summe dürfte sich bis heute noch erhöht haben.
Den Argumenten konnte Günther Müller-Falcke nicht folgen: „Das ist ja unfassbar“, empörte sich der FWG-Sprecher. „Der Sportentwicklungsplan formuliert einen Wunsch, den man sich gerne erfüllen würde – und hier wird überhaupt nicht mehr auf die finanzielle Lage der Stadt geschaut.“ Dem widersprach CDU-Sprecher Carmelo Torre: „Das ist zu kurz gedacht.“ An dieser Stelle müsse eine Lösung im Gesamtpaket angestrebt werden. Zudem sei im Rahmen des Hessentags mit finanzieller Unterstützung zu rechnen.
Auch die SPD-Fraktion signalisierte ihre Zustimmung zum Aufstellungsbeschluss: „Der Bedarf ist unstrittig“, sagte Werner Bauer, schränkte aber dennoch ein: „Dies soll aber kein Blanko-Scheck für den Neubau einer Halle sein – das muss erst gründlich geprüft werden.“ Eine reine Sanierung der Umkleiden halte die SPD aber nicht für sinnvoll. Fraktionsvorsitzender Dr. Brückner ergänzte: „Man muss hier eine intelligente Mehrfachnutzung des Gebäudes hinkriegen.“
Franz Apfel, Sprecher der Wählergemeinschaft „Bürger für Bensheim“, erinnerte in diesem Zusammenhang an die Streitigkeiten im Zusammenhang mit der neuen AKG-Halle, die letztendlich auf Schulgelände gebaut wurde. Die Stadt Bensheim hatte versucht, gemeinsam mit dem Kreis eine Halle im Weiherhaus-Stadion auf die Beine zustellen. „Hier hat die Politik versagt“, bewertete Apfel den Vorgang kritisch. Als es darum gegangen sei, einen Kompromiss zu finden, hätten beide Parteien auf ihren Standpunkten beharrt. „Und da geht jetzt ins Geld“, unkte der BfB-Sprecher. Seine Fraktion werde dem Aufstellungsbeschluss zustimmen, aber die Finanzen genau im Blick behalten.
An einer Aufarbeitung der Vorgänge rund um den Bau der AKG-Halle war auch Stadtrat Sachwitz gelegen: „Das war sicher keine glückliche Lösung, aber uns waren die Hände gebunden“, argumentierte der Baudezernent. Der Kreis als Schulträger habe allerdings die Entscheidung getroffen, dass die Schulgemeinde den Standort bestimmen solle – und diese Entscheidung sei nun einmal für das Schulgelände gefallen. Den Bau einer weiteren Halle wertete Sachwitz als ein „Gebot der Vernunft“. Für Sachwitz ist Sport „gelebte Sozialpolitik“ und ein wichtiger Schritt zur Integration. Mit der Halle wolle man zudem den Trainingsbedarf der Vereine abdecken.
Mit acht Ja-Stimmen, bei einer Enthaltung von der FWG, sprach sich der Ausschuss unter Vorsitz von Bernd Emig (CDU) für den Aufstellungsbeschluss – und damit für die Einleitung des Bebauungsplanverfahrens – aus. ank
© Bergsträßer Anzeiger, Freitag, 04.05.2012